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Ehrenamtler mit sehr viel Herz

09.01.2016 10:30

Ehrenamtler mit sehr viel Herz
Dr. Gerhard Vogt (87) ist seit fast zwölf Jahren Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Düren. Heute ist er bei der Projektbörse wieder im Einsatz. (Dürener Nachrichten, 09.01.2016)
Düren. „Zur Bürgerstiftung bin ich eher zufällig gekommen. Ich wollte mich irgendwie nützlich machen und fand einen Flyer der Stiftung in meinem Briefkasten. Ich war sofort von der Idee angetan, und bin auch heute immer noch davon überzeugt, dass das die richtige Initiative ist, um sich zu engagieren.“ Dass Dr. Gerhard Vogt (87) besagten Flyer entdeckt hat, ist fast zwölf Jahre her, und genauso lange engagiert er sich im Vorstand der Bürgerstiftung. Wenn heute Nachmittag (14 Uhr, Haus der Stadt in Düren) die 13. Projektbörse der Bürgerstiftung stattfindet, ist Vogt zum 12. Mal mit dabei.

Die Dürener Bürgerstiftung ist eine echte Erfolgsgeschichte. Das Stiftungskapital beträgt mittlerweile 664.000 Euro, von 2003 bis 2015 konnte die Stiftung weit über 230.000 Euro für die Förderung eigener und fremder Projekte ausgeben. Das Projekt „Leseförderung“ beispielsweise findet mittlerweile an 18 Grundschulen statt. Über 50 Mentoren beteiligen sich an den Vorlesestunden, bei denen Grundschülern erste Eindrücke deutscher Literatur und Sprache vermittelt werden. Vogt: „Für unser neues Projekt ‚Was, wieso, warum‘, bei dem es darum geht, Grundschulkinder physikalische und chemische Zusammenhänge entdecken zu lassen, haben wir auf Anhieb 18 Mentoren gefunden.“ Das Projekt, das an zwei Grundschulen begonnen hat, soll demnächst auf vier Schulen erweitert werden.

Schwieriger, als Ehrenamtier zu finden, ist es, die nötigen finanziellen Mittel zu finden. „Die Zinserträge gehen mittlerweile gegen null“, sagt Dr. Gerhard Vogt, der als Geschäftsführer der Ärztekammer Nordrhein in Düsseldorf gearbeitet hat. „Wir sind immer stärker auf Spenden angewiesen.“ Auch, um einige der Projekte zu unterstützen, die sich heute bei der Projektbörse im Haus der Stadt präsentieren. Etwa zwölf Initiativen werden sich und ihre Arbeit heute vorstellen. Jede bekommt Gelegenheit, große Stellwände zu gestalten und kurz über ihre Arbeit zu berichten.

Größeres Publikum erreichen

Vogt: „Natürlich kennen wir viele Vereine und Gruppen, die in Düren in den Bereichen Jugend, Kultur und Bildung unterwegs sind. Mit der Projektbörse geben wir Initiativen aber auch die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und gleichzeitig kann bei der Gelegenheit auch unsere Stiftung noch einmal ihre Arbeit darstellen und ein größeres Publikum erreichen.“ Selbstverständlich ist die Projektbörse öffentlich, jeder ist eingeladen, um zu sehen, welche Projekte sich um eine Förderung der Bürgerstiftung bewerben. Die Stellwände im Foyer des Hauses der Stadt bleiben das ganze Wochenende stehen, so dass auch die Besucher des Neujahrskonzertes der „Capella Villa Duria" am Sonntag die kleine Projekt-Ausstellung in Augenschein nehmen können.

Für Gerhard Vogt ist die Arbeit für und mit der Bürgerstiftung Düren eine echte Herzensangelegenheit. „Es gibt Leute, die sagen, dass wir Dinge tun, die Aufgabe der Politik sind. Aber die Politik kann diese Aufgaben nicht mehr übernehmen, weil kein Geld da ist. Und deswegen übernimmt die Bürgerstiftung das.“

Derzeit laufen im Stiftungsvorstand konkrete Überlegungen, ein Projekt mit jungen Flüchtlingen ins Leben zu rufen. „Wir planen, den Kindern und Jugendlichen Basiswissen der deutschen Sprache zu vermitteln. Und ich weiß, dass es auch hier genug Ehrenamtler gibt, die bereit sind zu helfen.“ Gerhard Vogt, der in seiner Freizeit gerne fotografiert und klassische Musik mag, ist überzeugt, sich an der richtigen Stelle zu engagieren. „Ich habe das Gefühl, hier etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit tun zu können.“

GANZ PERSÖNLICH

Dr. h.c. Gerhard Vogt ist am 16. September 1928 in Hannover geboren und nach beruflichen Stationen in Hannover, Kassel, Köln und Düsseldorf in den 80er-Jahren der Liebe wegen nach Düren gekommen. Der 87-Jährige ist verheiratet, dreifacher Vater, fünffacher Großvater und stolzer Urgroßvater.

Worüber können Sie (Tränen) lachen?
Über geistreiche und witzige Karikaturen.

Was macht Sie wütend?
Ungerechtigkeit im öffentlichen Leben.

Was sind Ihre Stärken?
Ich bin neugierig, gründlich und habe, glaube ich, auch einen guten Umgang mit Menschen.

Und Ihre Schwächen?
Ungeduld und manchmal auch Penetranz.

Ihre liebsten Roman- und Filmhelden?
Als Kind und Jugendlicher habe ich alle Bücher von Karl May geradezu verschlungen.

Wofür sind Sie dankbar?
Zunächst einmal für 70 Jahre Frieden. Dann bin ich dankbar dafür, so ein hohes Alter bei relativ guter Gesundheit erreicht zu haben und dafür, dass ich so eine liebe Frau habe.

Mit welchem Prominenten würden Sie gerne essen gehen?
Ganz spontan? Mit dem Papst. Da das aber sehr unwahrscheinlich ist, wähle ich lieber einen Prominenten aus Düren. Ich würde gerne einmal mit Johannes Esser essen gehen.

Welcher Ort in Düren lädt Sie zum Träumen ein?
Unser Garten.

Was würden Sie zuerst ändern, wenn Sie einen Tag in Düren das Sagen hätten?
Ich würde versuchen, eine durchsetzungsfähige Stadtplanung aus einem Guss zu realisieren.

Wie würden Sie die Dürener charakterisieren?
Rheinisch geprägt, pragmatisch denkend und handelnd.

Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
„Ungläubiges Staunen über das Christentum“ von Navid Kermann.

Was soll Ihnen einmal nachgesagt werden?
Dass ich erfolgreich im Sinne der Allgemeinheit gewirkt habe.

Was ist Ihre liebste Internetadresse?
Wikipedia.

Autor: Olschewski